Als Beilage für eine wissenschaftliche Edition nahm Bellarte Salzburg die Musik zu zehn Schauspielen auf, die im Druck jeweils mit überliefert wurde.
IRMGARD SCHEITLER
Schauspielmusik
Funktion und Ästhetik im deutschsprachigen Drama
der Frühen Neuzeit
Bd. 1, Materialteil
Tutzing 2013. XXXI, 1099 Seiten. Großoktav. Leinen. Mit einer Musik-CD (mp3-Dateien). (Würzburger Beiträge zur Musikforschung; Bd. 2.1). 978-3-86296-052-1.
Das vorliegende Repertorium ist der erste Teil eines auf zwei Bände angelegten Werkes. Erstmals wird hier die Musik in deutschsprachigen Schauspielen der Frühen Neuzeit von den Anfängen um 1500 bis ca. 1700, in begründeten Einzelfällen bis ca. 1730, systematisch erfasst.
In vielfacher Hinsicht hinterlässt die germanistische Forschung und Editionspraxis den Eindruck, Musik sei im frühneuzeitlichen deutschsprachigen Drama nicht vorhanden. Allenfalls könne sie als Zierelement betrachtet werden. Eine gängige Vorstellung ist dabei, Musik sei im Laufe des 17. Jahrhunderts von der Oper in das Sprechstück eingedrungen. Demgegenüber zeigt die Untersuchung des Dramenbestandes, dass im Theater nahezu immer musiziert wurde. Gesang und Instrumentalmusik waren ein integraler Bestandteil des Schauspiels. Die Fülle der zutage tretenden Zeugnisse erstaunt: ca. 550 Musikstücke mit Noten, von der einstimmigen Zeile bis zum großangelegten Satz, Verweise auf einzusetzende Kompositionen, Melodieangaben zu Liedern, strophische Texte, zu denen sich nicht selten Singweisen finden lassen. Die genaue Analyse zeigt, dass wir, anders als oft angenommen, über die Beschaffenheit der Schauspielmusik, ihre Funktion und ihre Ästhetik gesicherte Aussagen machen können.
Der Materialteil versteht sich als Fundament des nachfolgenden Darstellungsteils. Dieser wird die Register sowie einen Abbildungs- und Notenanhang enthalten.
Die dem Band beiliegende CD gibt die Musik zu zehn Schauspielen von 1535 bis 1691 wieder und vermittelt einen lebendigen Eindruck des hier gesammelten, weitestgehend unbekannten Repertoires.
1. Sixt Birck: Ein herliche Tragedi wider die Abgötterey (1535)
Musik: Christoffel Wyßgerber und alte liturgische Gesänge
2. Georg Rollenhagen: Tobias (1576)
Musik: Leonhart Schröter
3. Erasmus Widmann: Ein Schöner Newer Ritterlicher Auffzug (1620)
Musik: Erasmus Widmann
4. Martin Opitz/Andreas Tscherning: Judith (1635)
Musik: Apelles von Löwenstern
5. Christian Keimann: Der newgebohrne Jesus (1646)
Musik: Andreas Hammerschmidt
6. Georg Neumark: Keuscher Liebesspiegel (1649)
Musik: Georg Neumark
7. Johann Rist: Das Friedewünschende Teutschland (1649)
Musik: Michael Jacobi von Johann Schop
8. Christian Weise: Jephtha (1680)
Musik: Moritz Edelmann
9. Kaiser Leopold: Die Vermeinte Brueder und Schwester Lieb (1680)
Musik: Kaiser Leopold
10. Michael Kongehl: Der Verkehrte und Wiederbekehrte Prinz Tugendhold (1691)
Musik: Günther Schwenkenbecher
Hanna Zumsande, Christina Metz und
Manja Stephan, Sopran
Annebeke Sonntag, Alt
Mirko Ludwig, Tenor und Altus
Lothar Blum, Henning Kaiser, Tenor
Gotthold Schwarz, Matthias Gerchen, Baß
Annegret Siedel, Violine, Viola und Leitung
Natalyia Astrova, Violine
Hermann Hickethier, Alt- und Baßgambe
Christian Zincke, Baßgambe
Matthias Müller, Violone und Baßgambe
Ebba Maria Künning-Zeijl und
Anette Bahe, Renaissance-Blockflöten
Christian Walter, Dulcian
Frithjof Koch, Schlagwerk
Michael Freimuth, Laute, Chitarrone, Gitarre
Margit Schultheiß, Harfe, Cembalo, Orgel